Nach dem spielfreien Wochenende zu Beginn des Monats startet für den SV 08 Auerbach an diesem Samstag wieder der Liga-Alltag. Dabei treffen die Oberpfälzer auf einen der Traditionsvereine im bayerischen Handball. Bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg gegründet, blickt die Handballabteilung des TSV 1862 Friedberg auf eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zurück. Lange Zeit in den schwäbischen Ligen beheimatet, stieg der TSV bereits 1987 in die Bayerische Oberliga auf. Schon zwei Spielzeiten später gelang gegen den BSV Bayreuth der Aufstieg in die Regionalliga Süd, in der man 1994 sogar die Meisterschaft und die damit verbundene Chance auf die 2. Bundesliga erreichte. Allerdings unterlag man im Aufstiegsspiel knapp gegen den TV Schwetzingen und verpasste so den größten Erfolg der bisherigen Vereinsgeschichte.
Nach sieben Jahren Drittliga-Handball musste man dann ausgerechnet im Jubiläumsjahr der Abteilung den Abstieg in die Bayernliga hinnehmen. Es dauerte weitere sieben Jahre, bis 2008 der Wiederaufstieg in die Regionalliga geschafft wurde. Trainer war bereits damals Harald Rosenberger in Zusammenarbeit mit Reinhold Weiher. Unter dem neuen Trainer Hartmut Mayerhofer gelang auch in 2010 der Klassenerhalt, als wegen der Umstrukturierungen im DHB eine verschärfte Abstiegsregelung galt und alleine sechs Teams den Gang in die Oberligen antreten mussten. In der Spielzeit 2010/2011 erreichte man einen hervorragenden 5. Tabellenplatz. Trotz der Abgänge einiger wichtiger Stammspieler und den damit verbundenen Schwierigkeiten, formte Mayerhofer eine schlagkräftige Mannschaft und konnte in der vergangenen Saison die überlegene Meisterschaft in der Südstaffel erringen.
Allerdings hatte sich die Vereinsführung aus finanziellen und Vernunftgründen bereits frühzeitig gegen einen möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga entschieden. Dieser Verzicht hatte eine schmerzliche Konsequenz für den Verein. Trainer Hartmut Mayerhofer, der das Team von einem Abstiegskandidaten zur Meistermannschaft geformt hatte, verließ den Verein in Richtung 2. Liga und trainiert seit Beginn dieser Saison die SG BBM Bietigheim. Seither wird das Team wieder von Harald Rosenberger in Zusammenarbeit mit Manuel Vilches Moreno trainiert, der auch seine langjährige Erfahrung als Spieler im Rückraum mit einbringt. Auch einige der Spieler zogen das Trikot des Meisters aus und wechselten die Farben. Neben Jan-Marco Bahr, der wieder zurück in die 2. Liga zu Neuhausen/Erms wechselte, verließen auch der Chilene Harald Feuchtmann (Spanien) und Jonas Link das Team. Letzterer spielt seither zusammen mit seinem Bruder beim derzeitigen Tabellenführer der 2. Bundesliga HC Erlangen. Andreas Knorr und Julian Prause zog es in Richtung TuS Fürstenfeldbruck wo sie in dieser Saison in der Bayernliga antreten.
„Friedberg hat zwar einen Aderlass hinnehmen müssen, hat aber immer noch einige Spieler, die gutes bis sehr gutes Drittliga-Nievau haben“ meinte Auerbachs Spielertrainer Tobias Wannenmacher unter der Woche. „Alleine der Mittelmann Miroslav Ilic gehört zu den besten der Liga. Mit Jonathan Scholz im linken Rückraum und Patrick Schupp auf der rechten Seite hat der TSV eine sehr wurfgewaltige Rückraumachse.“ Hierzu wäre üblicherweise auch Neuzugang Lukas Aigner zu rechnen. Der Linkshänder, der in der vergangenen Saison noch mit Dominik Brodschelm beim TSV Simbach auf Torejagd ging, fällt jedoch voraussichtlich noch bis Januar wegen einer schweren Handverletzung aus. Mit Claudio Schneck vom HC Erlangen konnte sich Friedberg sowohl auf der Kreisposition als auch in der Abwehr deutlich verstärken. „Außerdem kennen wir den Rechtsaußen einigermaßen gut“ sagte Wannenmacher und spielte damit auf den Linkshänder Florian Maier-Hasselmann an, der in der Vorsaison ebenfalls vom HC Erlangen in die Nähe von Augsburg wechselte.
Im bisherigen Saisonverlauf spiegelt sich die Problematik eines so deutlichen Umbruches wieder. Von den ersten sieben Partien konnte der TSV lediglich seine Heimspiele gegen Konstanz, Aufsteiger Kornwestheim und die SG Köndringe/Teningen gewinnen. Nach einem weiteren Heim-Punkt gegen Großsachsen gelang am letzten Spieltag der erste Auswärtssieg in Kronau gegen die Bundesligareserve der Rhein-Neckar Löwen. Mit diesem Sieg und dem entsprechenden Selbstvertrauen reist man nun als Neunter der Tabelle nach Auerbach.
„Wir haben in der Vorbereitung bei dem Turnier in Herrsching bereits gesehen, mit was wir es zu tun bekommen“ meinte Tobias Wannenmacher. „Friedberg spielt eine kompakte Abwehr, die es versteht zuzulangen. Außerdem haben sie einige erfahrene Spieler, die eine Partie auch herum reißen können. Wir müssen versuchen, da einigermaßen dagegen zu halten. Wenn uns das gelingt, dann sehe ich durchaus auch eine Chance für uns, zumal wir in eigener Halle spielen.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Schramm, Tannenberger, Weiss, Walz, Müller, Lux, Wannenmacher, Brodschelm, Herold, Wolf, Schmidtke, Schöttner