Bereits früh am Morgen begeben sich die Fans und Verantwortlichen des SV 08 Auerbach auf die fast 400 Kilometer lange Fahrt nach Cottbus. „Wenn sich so ein Ausflug bei einer so weiten Anreise nicht anbietet, wann dann“ meinte Manager Peter Hackenberg und sprach damit den Zwei-Tages-Ausflug der Oberpfälzer aus Anlass des Spiels ihrer Schützlinge in Cottbus an. Nach einem Besuch im 90 Kilometer südwestlich gelegenen Dresden ist die Stadt an der Spree Ziel der reisefreudigen Auerbacher. Und sie hat Einiges zu bieten. Mit über 100.000 Einwohnern nach der Landeshauptstadt Potsdam die zweitgrößte Stadt Brandenburgs ist sie auch die größte Stadt der Niederlausitz. Dabei datieren die ersten nachweisbaren germanischen Ansiedlungen im Altstadtbereich etwa 2000 Jahre zurück, gefolgt von einer sehr wechselhaften und nicht immer erfreulichen Geschichte. 1156 dann erstmals urkundlich erwähnt, erhielt Cottbus bereits etwa 50 Jahre später die Stadtrechte verliehen. 1468 schlug der Blitz in die Stadt ein und legte ganz Cottbus und auch die Oberkirche in Asche. 1479 vernichtete ein Feuer die Stadt abermals und auch Pestepidemien, jahrzehntelange Besatzungen im Dreißigjährigen Krieg, Plünderungen und Zerstörungen ließen die Stadt bis Mitte des 17. Jahrhunderts auf wenige hundert Einwohner schrumpfen.
Mit der Ansiedlung französischer Hugenotten im 18. Jahrhundert erlebte die Stadt einen ersten wirtschaftlichen Aufschwung, die mittelalterliche Stadt begann sich in alle Richtungen auszudehnen. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert setzte sich dieser Aufschwung fort und Cottbus wurde zu einem Zentrum der Niederlausitz sowie durch den Eisenbahnbau zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt. Zahlreiche Eingemeindungen ließen die Stadt seither auf ihre jetzige Größe anwachsen. Es ist also nicht verwunderlich, dass es in einer so geschichtsträchtigen Stadt für den interessierten Besucher sehr viel zu sehen gibt. Kirchen, Museen, die baulich sehr interessante Universitätsbibliothek oder auch das Cottbusser Radstadion, viele Sehenswürdigkeiten laden ein, für einen Augenblick zu verweilen. Vielleicht soll es ein Besuch im Raumflugplanetarium „Juri Gagarin“ sein, benannt nach dem ersten Menschen im All, oder doch lieber ein paar ruhige Minuten im Branitzer Park, einem Gartenkunstwerk von internationaler Bedeutung und einem der vielen Parks und Grünanlagen der Stadt?
Was immer die Auerbacher an diesem Samstag an Sehenswertem genießen, sie werden es als Einstimmung auf einen hoffentlich erfolgreichen Abend ansehen. Dazu müssen jedoch die Spieler um Trainer Tobias Wannenmacher eine hohe Hürde überwinden, höher als Mancher vermuten mag. „Sieht man sich die Tabelle an, sind wir diesmal zwar in der Favoritenrolle, wir werden allerdings auf gar keinen Fall den Fehler machen, die Mannschaft zu unterschätzen“ meinten die Trainer unter der Woche. Der LHC Cottbus liegt mit derzeit sieben Pluspunkten abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz und steht gemeinsam mit der HSG Pohlheim bereits als Absteiger in die Oberliga fest. Vor allem zu Beginn der Saison musste das Team um Trainer Marcel Linge recht deutliche Niederlagen hinnehmen und steckt seither im Keller der Tabelle fest.
Auch wenn sich die Anzahl der verlorenen Spiele im Laufe der Saison auf inzwischen 21 erhöht hat, so ist doch anhand der relativ knappen Ergebnisse festzustellen, dass sich alle Gegner sehr schwer getan haben mit den Lausitzern. Zudem ließen Unentschieden zuhause gegen Dessau und Bernburg und vor allem ein 20:18 Sieg gegen den HSC 2000 Coburg, damals noch einer der heißesten Aufstiegskandidaten, die gesamte Liga aufhorchen. Auch der SV 08 konnte sich im Hinspiel gegen dieses junge Team nur knapp mit 36:34 durchsetzen. Dabei tritt die Mannschaft sehr geschlossen auf und strahlt von jeder Position Torgefahr aus. Rückraumschützen wie Nick Widera (114 Tore) oder Robert Takev (80 Tore) sind ebenso in der Torschützenliste zu finden, wie Kreisläufer Robert Michling (80 Tore), Rechtsaußen Johannes Trupp (79 Tore) und Linksaußen Robert Schulze (49 Tore). Es wird also für die Oberpfälzer nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick aussieht.
„Das Spiel ist eines unserer wichtigsten in der gesamten Saison“ erklärte Co-Trainer Manfred Eichenmüller. „Und möglicherweise auch eines der schwersten. Cottbus hat als Absteiger nichts mehr zu verlieren, kann befreit aufspielen und seinem Publikum zeigen, wozu es fähig ist. Wir wären nicht die Ersten, die Probleme bei einem Tabellenletzten bekämen. Wie man allerdings in den letzten beiden Partien gesehen hat, ist sich unsere Mannschaft ihrer Lage vollkommen bewusst. Es gibt zwar die eine oder andere Blessur im Team, es werden sich aber alle aufraffen und ihr Bestes geben. Ein Klassenerhalt ist für uns nur realistisch, wenn wir auch in Cottbus punkten.“
Aufstellung: Adam, Walzik, Tannenberger, Ma. Werner, Weiss, Hofmann, Mi. Werner, Bader, Hackenberg, Wannenmacher, Schnödt, Reger, Schmidtke, Schöttner